Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
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brechen?“ Darauf schwieg R. Jochanan, die Weisen aber bemerken dazu, dass es Verhältnisse im Leben gibt, in denen die Angst auch den Verstand der Klügsten versagen lässt, R. Jochanan hätte antworten sollen: Man entfernt die Schlange mit einer Zange und lässt das Fass ganz. Währenddessen kam eine Botschaft aus Rom, den Feldherrn vom Beschluss des Senats in Kenntnis zu setzen, dass man ihn, da der Kaiser gestorben sei, zum Kaiser ausgerufen habe . . . „Du bist ein weiser Mann,“ sagte Vespasian, „du hast mir meine Würde vorausgesagt, wieso konntest du es nun bei deiner Weisheit nicht dahin bringen, früher zu mir zu kommen?“ — „Habe ich dir doch den Grund gesagt!“ — „Und ich dir meine Entgegnung. Nun, es sei! Ich werde fortgehen und einen anderen (zur Fortsetzung der Belagerung) schicken; du aber erbitte etwas von mir, das ich dir gewähren soll.“ Darauf R. Jochanan: „Gib mir Jabne und seine Gelehrten und die fürstliche Familie des Rabban Gamaliel und sende Aerzte, den R. Zadok*) zu heilen.“ Ueber diesen Ausgang war aber die spätere Zeit erstaunt, auch hier habe in der Angst die Klugheit des R. Jochanan versagt, er hätte die Aufhebung der Belagerung erbitten sollen. Doch, meint der Talmud, der Vorwurf sei ungerecht, so Grosses zu verlangen, hätte vielleicht das Gegenteil zur Folge gehabt, es hätte den Kaiser veranlassen können, auch Weniges nicht zu gewähren.
*) S, o. S. 20.
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4 Die Völkerschaften Italiens. m § 2.
Die Einwohner Italiens gehörten dem griechisch-lateinischen ^olkerzwerge des indogermanischen Stammes an. Sie sind also ein Bruderzweig der Griechen. Sie teilten sich bald in viele Völkerschaften unter welchen 2 Hauptstämme zu unterscheiden sind: die Latiner und die Sabeller, und welche verschiedene Dialekte (Mundarten) sprachen. Von einem dritten Hauptvolke Italiens, den Etruskern, ist die Abstammung nicht genau zu ermitteln. Die Latiner (Rom) unterwarfen schließlich alle anderen^ Völker, und^ der latinische Dialekt verschlang die übrigen.
In älterer Zeit, ehe die Latiner mächtig wurden, waren die wichtigsten Völkerschaften des mittleren Italiens diettmbrer*, die Osker** oder Opiker und die Sabiner, alle drei unter einander nahe verwandt. Die letzteren verbreiteten sich später unter dem Namen Samniter erobernd über Süditalien und dehnten seit 440 v. Chr. ihre Herrschaft auch über das vorher etruskische Campanien aus. Von den Samnitern gingen dann weiter aus die Luk an er, die Bruttier und die nördlichen Apuler.
-v»^beritalien ward früh von dem gallischen oder keltischen Volkerzweige besetzt.
Die Ligurer und Veneter aber waren keine Kelten.
_ Die Gallier am Po, die cisalpinischen (diesseits der Alpen) genannt, waren Zwerge des großen Keltenvolkes, das den ganzen Westen Europa's inne hatte. Zum Unterschiede von den Galliern jenseits der Alpen, den transalpinischen (jenseits der Alpen), wurden sie nach der von ihnen angenommenen Tracht die Gallier in der Toga (italisches Obergewand) genannt. — Die Kelten liebten das Wanderleben, ^hre Tapferkeit und ihr wilder Kriegsmut waren weit und breit gefürchtet. Ebenso groß war aber auch ihre Beweglichkeit, die jedoch aller Ausdauer ermangelte, und ihr Widerstreben gegen Zucht und Ordnung außer der militärischen. Sie nährten sich von dem Fleische ihrer Herden, mit denen sie Tag und Nacht in den Eichenwäldern ver-op; ?^m ,u!e führten sie jedoch auch ein Städteleben und pflegten
den Ackerbau m der fruchtbaren Po-Ebene. — Zur Zeit des Tarquiuius Priscus ueßen |tch die ersten gallischen Völkerschaften in Oberitalien nieder. Es kamen danach immer neue Stämme über die Alpen in die Po-Ebene. Die Namen der wichtigsten oberitalischen Gallierstämme sind: Jnsubrer, Cenomanen und Sen 0 nen. Diese gallischen Schwärme drängten die anderen Völker Italiens mehr in den Süden.
, In den durch Gebirgszüge abgeschlossenen Thälern der eigentlichen Halbinsel Italien bildeten die verschiedenen Stämme eigentümliche Lebensformen bei sich aus. Von den Völkerschaften Mittelitaliens wollen wir die drei etwas näher betrachten, aus denen die römische Nation hervorgegangen ist: die Etrusker, die Sabiner und die Latiner.
Die beiden letzteren hatten dieselbe Sprache, wenn auch nicht denselben Dialekt, denselben Glauben und dieselben Sitten. Alle drei Völker bestanden aus einer Anzahl selbständiger Städte, die unter einander in einem Bund vereinigt waren.
1. Die Etrusker. Sie waren nach den Umbrern und vor den Römern das mächtigste Volk Italiens, waren aber von den griechischitalischen Völkerschaften verschieden und wahrscheinlich aus einer Mischung mehrerer Völkerzweige entsprungen.
In Etrurien wohnten mehrere Menschenalter vor dem trojanischen Kriege Pelasger, Tyrrhener genannt. Von ihnen erhielten Land und Meer den Namen.
*) Die U nt Br er waren ein uraltes Volk, das im frühesten Altertum über einen großen Teil des nördlichen Italiens ausgebreitet war. Als noch ältere Bewohner Italiens werden die Pelasger, Tyrrheuer, Sikuler und Aboriginer genannt.
**) Zu den Ostern gehörten: die Volsker, an der westlichen Meeresküste, mit dem Hauptorte Antium; die Rutnler um die Stadt Ardea; die Ansonen; die Aqu er, am linken Ufer des Anio u. a. m.
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Iii. § 15. Tullus Hostilius und Ancus Marcius. 29
Auch den Kalender ordnete Numa neu. Das Jahr teilte er nach dem Laufe des Mondes in 12 Monate. Was dem wirklichen Jahre fehlte, ergänzte er durch Einschiebung von Schaltmonaten.
Zu allen diesen wohlthätigen Einrichtungen veranlaßte den Numa die Nymphe Egerra, welche ihm bei nächtlichen Zusammenkünften in dem heiligen Haine zu Aricia den Willen der Götter offenbarte. Nach einer anderen Sage wäre sie seine Gemahlin gewesen.
Die Weisheit, mit der Numa seine Einrichtungen traf, gab noch zu einer anderen Sage Anlaß. Obgleich er nämlich mehr als l1/2 Jahrhunderte vor dem edlen Pythagoras lebte, gab man ihm doch diesen berühmtesten Weisen, der in Italien auftrat, zum Lehrer.
So ward die Regierungszeit Numa's gleichsam ein zweites goldenes Zeitalter. Unter diesem Friedensfürsten herrschten Gottesfurcht und Gerechtigkeit in dem Lande, welchem der Kriegsfürst Romnlns Stärke und Kriegsmut eingeflößt hatte. Als Numa hochbetagt entschlummerte, zerfloß Egeria in Thränen zur Quelle.
§ 15.
Tullus Hostilius und Aucus Marcius
672—640 v. Chr. 640—617.
Der Senat wählte jetzt den tapferen Latiner Tullus Hostilius zum Könige. 672-
Unter Tullns Hostilius kam es nach mancherlei gegenseitigen ^ Plünderungen zu einem Kriege mit Alb alonga. Die Heere trafen 1 Meile von der Stadt aufeinander. Nun befanden sich in beiden Heeren Drillingsbrüder. Die beiden Heerführer kamen überein, durch einen Kampf zwischen denselben (den Horatierrr auf römischer Seite und den Curiatiern auf1 albanischer Seite) entscheiden zu lassen, welches Volk über das,, andere den Oberbefehl führen solle. Mit vielen Ceremonien wurde die Übereinkunft beschworen, und die Kämpfer rückten gegen einander vor. Schon waren 2 Römer gefallen und die 3 Albaner schwer verwundet, da ergriff der noch unverwundete dritte Römer scheinbar die Flucht. Die Gegner setzten ihm nach, je nachdem es ihnen ihre Wunden erlaubten; er aber, nachdem er sie so getrennt hatte, erschlug einen nach dem andern. Dadurch hatte er seiner Vaterstadt die Herrschaft über Albalonga gesichert.
Als der Horatier mit den Trophäen der erschlagenen Feinde beladen an der Spitze des Heeres nach Nom zurückkehrte, kam ihm feine Schwester, welche mit einem I bet Curiatier verlobt gewesen war, wehftagenb entgegen. Entrüstet zog er fein Schwert und durchbohrte das jammernde Mädchen mit den Worten: „Fahre hin zu dem Bräutigam, und so möge jede Römerin sterben, die um einen Feind trauert." —
Der König mußte den Schwestermörder zum Tode verurteilen; er erlaubte ihm aber, sich an das Volk zu wenden. Dieses, eingedenk feiner Großthat und gerührt von den Thränen des für den Sohn bittenden Vaters, sprach ihn frei; doch mußte er unter dem Schandjoche, einem über zweiaufrechtstehenbe Balken gelegten Querbalken, hindurchgehen. -In einem Kampfe Roms mit benachbarten Völkern, den Vejetüern und Fidet^aten, benahmen sich die Albaner verräterisch. Nachdem Tullus Hostilius dennoch durch rasche Geistesgegenwart die Feinde besiegt hatte, bestrafte er den Anführer der Albaner, Mettus Fufetius, grausam: er ließ ihn im Angesichte der beiden Heere an 4 Pferde binden, welche nach verschiedenen Seiten getrieben wurden und den Verräter zerrissen. Hierauf ließ Tullus Albalonga zerstören und siedelte die
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Iii. § 20. Horaiius Cocles, Mucius Scävola, Clölia.
Fig. 9.
39
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Mucius Scävola vor Porsenna, Fresko von Romanelli, Salle des Romains im
Louvre in Paris.
sie würden nach ihm, jeder wenn ihn die Reihe träfe, den Versuch wagen, ihren Schwur zu halten. Dies erschreckte Porsenna so sehr, daß er nicht auf der Einsetzung des Tarquinius bestand. Er schloß Frieden mit den Römern. Als Unterpfand nahm er 10 römische Knaben und 10 Jungfrauen mit sich. Aber Clölia, eine der Geiseln, täuschte unterwegs die Wachen und schwamm mit den Mädchen über den Tiber nach Rom zurück.
Hier aber hielt man an dem Vertrage fest und schickte sie wieder zu Porsenna, welcher sie jedoch mit gleich ritterlichem Sinne freigab.
Ein unglücklicher Krieg mit einer latinischen Stadt brachte Porsenna bald um die über Rom errungenen Vorteile. Die Römer aber erhielten damals einen bedeutenden Zuwachs ihrer streitbaren Mannschaft, denn Attius Clausus, ein vornehmer Sabiner, ließ sich mit seinen 5,000 Clienten in Rom nieder. Er nannte sich als Römer Appius Claudius und wurde in den Senat aufgenommen.
Tarquinius, von Porsenna verlassen, begab sich nach Tusculum,
-wo er den Latinerbund für sich gewann. Von diesem unterstützt, zog er wieder gegen Rom zu Feld. Die Römer ernannten zum Dictator den Aulus Posturnius und erfochten unter dessen Führung einen glänzenden Siegam See Stegiuus zwischen Rom und Präneste. In dieser Schlacht -gxt fiel der letzte Restdes"heldengeschlechtes aus der Zeit der Vertreibung der Könige. 495
Jetzt war die letzte Hoffnung des Tarquinius vernichtet, und er o.q^r. starb bald darauf zu Cumä.
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Iii. § 23. Spurius Cassius, die Fabier an der Cremera, Publilius Valero. 43
welche dieses Land zuwiesen, Patrizier waren, so wurde es ihrem Stande leicht, sich ausschließlich die Nutznießung des eroberten Landes anzueignen. Überdies wurde derjenige, welcher von einem zum Gemeinland gehörenden Grundstück Besitz ergriffen hatte, von der Obrigkeit in dem Besitze desselben geschützt und konnte es vererben und verkaufen, so daß dieser Besitz dem Eigentum sehr nahe kam. Selbst die vorgeschriebene Nutzungssteuer (vom Saatland der Zehnte, von Baumfrüchten der fünfte Teil und vom Weideland ein Hutgeld) wurde von den Patriziern nicht regelmäßig bezahlt. Die Plebejer wünschten deshalb eine allgemeine Verteilnng des ager publi cu s. Wie gerechtfertigt ihr Verlangen war, geht schon daraus hervor, daß ein Patrizier die Sache zuerst in Anregung brachte. Es war Spurius Cassius, der während seines 3. Consnlates auf das erste agrarische y (Acker-) Gesetz antrug. Er verlangte, daß auch die Plebejer Anteil an der Benutzung des ager publicus erhalten sollten. Dieser Antrag erschütterte die Republik aufs heftigste, wurde nach ihm häufig wiederholt und veranlaßte viele gefährlichen Unruhen. Des Cassius Standesgenossen leisteten dem Volke Versprechungen. Ihn selbst verdächtigten sie, er wolle sich den Weg zur Alleinherrschaft bahnen. Die Patrizier verurteilten ihn in einer Curien-Versammlung. Spurius Cassius, der 3 mal Consnl gewesen war und 2mal als Triumphator das Capitol bestiegen hatte, wurde schimpflich hingerichtet. (
Als der Senat das in Betreff der Landverteilung gegebene Versprechen nicht hielt, entstand Unzufriedenheit unter dem Volke. Die Consuln beugten dem Ausbruch der Unruhen vor, indem sie Heere gegen die Aquer und Volsker aushoben.
Damals begannen auch wieder die Kriege mit den Etruskern.
Die Etrusker waren am mächtigsten gewesen nach der Zeit der römischen Könige. Bald darauf, um die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr., entstand neben ihrer Seemacht, welche im Bunde mit der karthagischen die italischen Gewässer beherrscht hatte, diejenige der Syrakus ane r.
Das Geschlecht der Fabier, aus dem 7 Jahre lang immer ein Consnl gewählt wurde, kämpfte besonders hartnäckig für die Vorrechte der Patrizier. Als wieder ein Fabius gegen die Vejenter (die Bewohner von Veji) in Etrurien auszog, erfocht er zwar einen Sieg, aber seine Mann- ^1 schaft weigerte sich, denselben zu verfolgen, und zog heim, als ob sie ge- einschlagen wäre. Das stolze Geschlecht sah sich endlich genötigt, die Wünsche der Plebejer zu berücksichtigen. Es gewann sich dann bald des Volkes Herz durch seine Tapferkeit.
Die Vejenter fielen jedes Jahr in das römische Gebiet ein, zogen sich aber immer vor dem römischen Heere zurück. Da erbot sich das Geschlecht der Fabier, 306 Mann stark, mit 4000 Hörigen und Freunden den Krieg allein zu führen, damit sich die Stadt gegen die anderen Feinde verteidigen könne. Sie zogen aus über den Tiber und verschanzten sich in einiger Entfernung von Rom auf einem steilen Hügel an der Cremera, einem Nebenmßchen des Tiber. Immer glücklich in kleinen Gefechten, wurden sie allzu zuversichtlich. Da lockten die Etrusker sie in einen Hinterhalt, überfielen und töteten das ganze Geschlecht bis auf einen Minderjährigen, 477 welcher in Rom geblieben war. v.chr.
Der Tag der Niederlage der Fabier an der Cremera wurde fortwährend als ein Unglückstag angesehen, und man unternahm kein wichtiges Staats-geschäft an demselben.
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74 Die Schlachten am Ticinus, an der Trebla und am trasimenischen See. Iii § 37
brachte nur 20,000 Mann Fußvolk und 6000 Reiter, nicht einmal die Hälfte seines Heeres, nach Italien, und in Röchst traurigem Auftande Er mußte seinen Truppen eine 14tägige Rast gewähren, damit sie sich von den beispiellosen Anstrengungen erholen konnten. Am Tieinus traf Hannibal ^ Sc^pro zusammen, schlug ihn in einem Reitertreffen und nötigte ihn über den Po zurückzugehen. Scipio selbst ward verwundet und durch seinen 17jährigen Sohn aus dem Gedränge der Feinde gerettet. Der Con ul 218 Sem pro ni us eilte nun mit seinem Heere aus Sieilien herbei und traf v.chr. mit Scrpw an der Trebla zusammen. Hier brachte Hannibal den beiden Consuln etne schwere Niederlage bei. Doch schlug sich eine entschlossene Schar von 10,000 Mann Fußtruppen nach Plackntia durch. Nach der Schlacht entließ Hanrnbal die Kriegsgefangenen, welche von den Bundesgenossen der Römer gemacht worden waren, ohne Lösegeld in ihre Heimat, mdem er sagte, er sei nicht gekommen, um mit den Italikern Krieg zu führen! sondern um sie von dem römischen Joche zu befreien.
Nach diesem Stege_ fiel dem Hannibal ganz -Oberitalien zu, und er konnte daselbst überwintern. Die Römer aber trafen schnell die nötigen Rüstungen, denn nie wurde ihr Mut durch den Verlust einer Schlacht gebeugt; daher konnten sie auch von sich sagen, daß sie, zwar oft im Treffen bestegt, doch jeden Krieg siegreich beendigten. Sie hoben schnell neue Heere aus, sandten Schiffe zur Bewachung an die Küsten u. a. m. — Noch vor dem Ende der rauhen Jahreszeit zog Hannibal über den Apennin und brach verheerend in Etrurien ein. Die Consuln hielten die gebahnten Wege besetzt. Hannibal aber schlug eine andere Richtung ein, die ihn durch die ungesundesten Sumpfgegenden Italiens (am Arno) führte. Dieselben waren vom geschmolzenen Schnee und den Frühlingsregen überschwemmt, so daß sem Heer 4 Tage durch Wasser marschieren mußte. Dieser Marsch kostete ihn viele Leute. Er selbst verlor in folge einer Entzündung ein Auge. vcbr Sm trasimenischen See lockte er den heißspornigen Consul Cajus ' F l a m i n i u s, der ihm nachgeeilt war, in ein enges Thal und brachte ihm eine vollständige Niederlage bei. Flaminius fand den Tod mit dem größten Teile seines Heeres.
Hannibal hatte diesen Sieg nur wenige Tagereisen von Rom erfochten, aber er vermied die Stadt, deren Kräfte er wohl kannte und würdigte, und zog verheerend nach Apulien. In Rom herrschte furchtbarer Schrecken. Man ernannte den alten, erfahrenen und bedachtsamen Auintus Fabius W^aximus zum Dictator, dem man später wegen seiner großen Vorsicht den Beinamen Eunctator (Zanderer) gab. Dieser ließ sich auf keine Schlacht ein, zog aber auf den Höhen der Gebirge dem Hannibal beständig nach und bereitete ihm Verlegenheiten. Seine Absicht war, ihn langsam aufzureiben. In Rom und beim Heere erregte des Fabius Zandern oftmals Unzufriedenheit; er aber achtete das Heil des Vaterlandes höher als das Gerede der Menschen.
Die sabellischen Stämme ergaben sich nicht dem Hannibal, wie er gehofft hatte; auch Campanien, wohin er sich jetzt wandte, blieb den Römern treu. Daselbst geriet Hannibal bei Casilinum am Volturnus in einen rings von Gebirge eingefaßten Thalgrund. Fabius Maximus besetzte- rasch den Paß, und Hannibal konnte sich nur durch List retten (Geschichte von den 2000 Rindern mit den Fackeln). Er zog von da nach Apulien. Die Römer folgten ihm.
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Iii. § 37. Die Schlacht bei Cannä. 75
Minucius, des Fabius Reiteroberst, hatte es dahin gebracht, daß er zum Mit-Dictator ernannt wurde und die Hälfte des Heeres erhielt. Er ließ sich in ein Gefecht mit Hamübal ein und wurde geschlagen. Da stürmte Fabius mit ferner Mannschaft ihm zu Hülse. Hannibal zog seine Truppen zurück, indem er scherzend sagte: „Prophezeite ich nicht oft genug, die Wolke, welche dort an den Bergen hange, werde sich noch mit Gewitter und Sturm entladen?" — Minucius aber unterwarf sich fortan freiwillig der Besonnenheit des Fabius. Er führte seine Truppen in dessen Lager und nannte ihn seinen und des Heeres Vater.
Im folgenden Jahre wurden Consuln Cajus Tereutrus Varro, ein Mann des Volkes, voll Ungestüm und Unbesonnenheit, und der verständige Lucius Ämilius Paulus, von den Aristokraten gewählt. Das Heer der Römer bestand aus '80,000 Mann Fußvolk und 6000 Reitern. Hannibal hatte nur 40,000 Mann Fußvolk, aber 10,000 Reiter. Der schlaue Karthager, welcher einen Hauptschlag auszuführen wünschte, bot eine Schlacht an an dem Tage, an welchem der tollkühne Varro den Oberbefehl hatte (dieser wechselte täglich zwischen den beiden Consuln). Bei der apulischen Stadt Cannä, ant rechten Ufer des Aufidus, lagerten die 216 Heere. Auf dem Imsen Flußufer, in einer für Hannibal's Reiterei sehr v-Ehr. günstigen Ebene, ward die Schlacht geschlagen, und hier erlitt das römische Heer eine der schrecklichsten Niederlagen, welche die Geschichte zu verzeichnen hat. Über 50,000 Römer fanden den Tod, und 10,000 (die Besatzung des Lagers) wurden gefangen genommen. Ämilius Paulus siel.
Es waren so viele Consulare, Senatoren unohffer gefallen, daß Hannibal 3 Scheffel goldener Ringe (f. § 79) nach Karthago geschickt haben soll. — Die jungen Männer vom Adel, welche sich nach Canusium geflüchtet hatten, wollten das Vaterland aufgeben und ins Ausland flüchten, der junge Scipio aber, der sich schon an der Trebia ausgezeichnet hatte, hielt sie davon ab. — Schrecken und Verzweiflung herrschten in Rom. Man erwartete Hannibal's Ankunft vor den Thoren.
Der Tag bei Cannä wurde, wie der Unglückstag an der Allia, als Buß- und Bettag im Kalender schwarz angemerkt. Bald jedoch fanden die Römer ihren Mut und ihre Standhaftigkeit wieder. Sie vermochten es, dem heimkehrenden geschlagenen Varro mit den Behörden entgegen zu gehen, und der Senat dankte ihm, daß er nicht verzweifelt habe an der Rettung des Vaterlandes.
§ 38.
Der zweite punische Krieg auf Sizilien und in Spanien.
In demselben Jahre, 216 v. Chr., wurde ein römisches Heer mit seinem Prätor von den cisalpinischen Galliern vernichtet. Aber nie zeigte sich der vaterländische Sinn der Römer in glänzenderem Lichte. Ans den Trümmern des Heeres, welche sich in Canusium zusammenfanden, wurden 2 Legionen gebildet. Diese zwang man aber zu schimpflichem, unbesoldetem Kriegsdienste und verwandte sie danach in Sieilien, s. unten. In Rom und Latium hob man die gesamte Jugend aus, und sogar 8,000 Sklaven wurden bewaffnet. Den Antrag Hannibals wegen Loskaufung der Gefangenen von Cannä wies der Senat zurück, denn es war römisches Gebot für jeden Krieger, entweder zu siegen oder zu fallen. Für den Oberbefehl aber erwählten sie von jetzt an fast immer den Fabius Mtaximus (ihren „Schild") und den Marcus Claudius Marcellus (ihr „Schwert"). Hannibal verwarf seines Reiteröberstett^at, von Cannä nach Rom zu ziehen. — Viele italische Völkerschaften traten nun zu ihm über: die Cam-paner, Apuler, Samniter und Bruttier. Die hellenischen Städte
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76 Die Belagerung von Syrakus, Archimedes. Hi. § 38.
in Süditalien dagegen blieben den Römern treu. Zu Capua öffnete die Volkspartei dem Hannibal die Thore. Von Nola aber schlug Marcellus den Hannibal zurück. Dieser überwinterte zu Capua, wo sein Heer jedoch durch die Schwelgerei der Campaner verweichlichieund an Kraft und Zahl ychr einbüßte. Im folgenden Jahre schlug Mareellus den Hannibal noch einmal 'bei Nola. Auch der Consul des vorhergehenden Jahres, Tiber ins Sem-pronius Gracchus, focht mit den Sklavenlegionen 214 v. Chr. in Lukanien gegen ein karthagisches Heer siegreich, so daß er ihnen im Namen des Staates die Freiheit und das Bürgerrecht verleihen konnte.
Hannibal befand sich trotz feiner vorhergehenden glänzenden Siege in recht schwieriger Lage. Während die Römer ihren geflohenen Consul belobten, wurde Karthagos siegreicher Feldherr nur wenig von der Heimat ans unterstützt, denn hier gewannen bald feine Gegner, die Friedenspartei, wieder das Übergewicht. Hannibal sah sich daher nach Verbündeten um. Philipp Hl.* von Makedonien schloß auch wirklich ein Bündnis mit ihm; ein Brief des Königs fiel aber in die Hände der Römer. Diese reizten nun die Ät oler zu einem Kriege gegen ihn auf und unterstützten sie mit einer Flotts so daß er beschäftigt war und es versäumte, dem Hannibal Hülfe zu senden. Auch von Spanien blieb diesem die erwartete Hülfe aus, denn hier fochten die römischen Feldherrn Enej us Cornelius Scipio und sein Bruder Publius Cornelius Scipio mit Glück gegen die Karthager und verhinderten den Hasdrubal, seinem Bruder Hülfe nach Italien zuzuführen. Dagegen eröffnete sich jetzt eine Aussicht auf Unterstützung in Sicilien.
, Auf Sicilien starb damals der treue Bundesgenosse der Römer, Hieron Ii. Dessen Enkel und Nachfolger trat in ein Bündnis mit Hannibal, wurde aber bald ermordet, und man errichtete in Syrakus wieder die Republik. In dieser gelangten ebenfalls die Freunde Karthagos zur Herrschaft. Da schickten die Römer ihren größten Feldherrn, Marcus Claudius ' Marcellus, gegen die neue Republik. Marcellus begann die Belagerung 213 von Syrakus. Über zwei Jahre dauerte dieselbe. Die Karthager schickten xj.lljr. den Syrakufcmern Hülfstruppen, die Stadt war stark und zweckmäßig befestigt, und der Mathematiker Archimedes unterstützte die Verteidigung durch feine Erfindungen. Er ließ unter anderem ganz neue Wurfgefchütze anfertigen, welche große Steine und Bleimaffen auf die römischen Schiffe schleuderten, y (£hr Endlich aber gelang es dem Marcellus, die Stadt zu erobern. Er mußte ' sie der Raublust feiner Soldaten zur Plünderung preisgeben. Obgleich er befahl, die Einwohner zu schonen, kamen doch viele um, und zu feinem großen Schmerze auch Archimedes.
Arckimedes trat, als die römischen Soldaten in die Stadt eindrangen, in mathematische Studien vertieft und bemerkte nicht, was vorging. Ein plündernder Krieger stürmte in sein Gemach, er rief ihm zu: „Störe mir meine Zirkel nicht!" der Soldat aber durchbohrte ihn.
Die Beute in Syrakus war reich. Viele griechische Kunstwerke schickte Marcellus nach Rom.— Bald war auch das übrige Sicilien den Römern unterworfen.
Unterdessen hatten in Spanien die Scipionen viele Völkerschaften zum Bündnis mit Rom gebracht. Sie vertrauten aber ihren Bundesgenossen zu sehr und ließen sich in 2 getrennte Unternehmungen ein. Im entscheidenden 2i2 Momente den Karthagern gegenüber von ihren Bundesgenossen verlassen, v.chr. kamen sie selbst ums Leben, und der größte Teil ihrer Truppen ward
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